Philipp Winterberg und Lena Hesse – Ein Brief aus der Arche

Die Postraben Alexa und Max haben einen besonderen Auftrag: Sie müssen einen Brief zum unheimlichsten Ort der Welt bringen: dem Wrack der Arche Noah. Beiden ist gar nicht wohl bei dem Gedanken. Was für furchterregende Ungeheuer mögen dort wohl leben? Doch als sie an der alten Arche ankommen, erleben sie eine Überraschung und treffen auf Wesen, deren Vorfahren die Arche nicht verließen, weil sie sich vor allem und jedem fürchteten: die Furchtlinge. Da der endgültige Zerfall der Arche droht, suchen sie verzweifelt ein neues, sicheres Zuhause. Ob die Postraben helfen können? Eine phantastische Geschichte über Angst, Hilfe von Freunden und Fabelwesen, die es nicht gibt. Oder doch?

Die Rezension erfolgt bei diesem Bilderbuch aus zweierlei Sicht. Einmal aus meiner, erwachsenen Perspektive und dann aus der Perspektive von 7-9 Jährigen, denen ich wöchentlich Bilderbücher vorlese. Ich wurde auch dieses Mal vom Lena Hesses Talent überzeugt. „Ole kann nicht schlafen“ fand ich schon so grandios! Und hier erneut satte, kräftige Farben, die Abbildungen schon fast dreidimensional.  Vor allem die „schlotternden Flügel“ sind wahnsinnig gut gelungen, sie simulieren ganz realitätsnah die Bewegungen der Vögel in der Luft.

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Die Furchtlinge sind doch gar nicht so furchtbare Ungeheuer, sondern niedliche Fabelwesen, die Angst vor der unheimlichen Welt da draußen haben und sich so lieber in dem Wrack der Arche Noah verkriechen. Die Rettung naht und zwar in Gestalt der zwei Postraben, die sich zuerst vor dem Anblick der Furchtlinge erschrecken. Das Entsetzen beruht jedoch auf beiden Seiten. Für die Kinder war diese Begegnung der Höhepunkt in der Geschichte, obwohl dann ein sehr aufmerksames Kind angemerkt hat, dass man die Gestalt der Furchtlinge vorher besser nicht gezeigt hätte (s. S. 6). Dann wäre die Spannung auch viel größer gewesen 🙂 Mit dem Ende war der Großteil der Kinder nicht so wirklich einverstanden. Es fehlte den meisten an Abenteuer, sie erwarteten mehr von der Reise und waren von dem plötzlichen Ende leicht überrascht. Das war für mich der Punkt hier anzuschließen und die ganzen Ideen, die die Kinder hatten, verschriftlichen zu lassen. Das Bilderbuch spricht ein wichtiges Thema an: Angst, aber damit verbunden auch Geborgenheit, Vertrauen, Sicherheit, Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Mir war es aber auch ein Anliegen die Kinder für den „sichersten Ort der Welt“ zu sensibilisieren und sie darstellen zu lassen, wovor sie persönlich Angst haben und wer oder was ihnen diese Angst nehmen kann. Daraus sind grandiose Rollenspiele entstanden und die Kinder fanden das Bilderbuch am Ende doch „ganz schön“ 🙂

An das Lesen bzw. Vorlesen sollte ein Gespräch anschließen, um die Thematik gemeinsam näher zu beleuchten und den tiefliegenden Sinn genauer zu erarbeiten.

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